Kunterbunte GEdanken
 zur Fussball-WM 2014     An der Fußball-WM kommt keiner vorbei, also auch ich nicht. Wobei ich vorweg mitteilen möchte, dass ich durchaus meine Freude daran habe. Ich mag es, wenn heitere Menschen gemeinsam vor großen Leinwänden und Fernsehern ihrer Leidenschaft frönen. Wenn an der Supermarktkasse wildfremde Menschen die letzten Laufwege und die überlebensnotwendige Aufstellung bestimmter Stürmer diskutieren. Überhaupt faszinierend, wie viele Experten es mittlerweile zu geben scheint. Vielleicht erwirbt man gewisses Fachwissen auch mit dem Kauf der diversen Fanartikel, die den Konsumenten in ihrer Fülle schier erschlagen. Ketten, Becher, Schminke, alles in  schwarzrotgold, selbst die geliebten Autos kriegen kleine Überzieher und Wimpel und dürfen sie dann beim Autokorso laut hupend zeigen. Nur komisch, dass noch keiner drauf gekommen ist, eine Hupe mit wenigstens ein paar Klängen unserer Nationalhymne auf den Markt zu bringen. 

Wie gesagt, ich mag das alles irgendwie. Auch wenn ich beim Bäcker gefragt werde, ob ich statt meines gewohnten Biobrotes nicht mal die WM-Kruste probieren möchte. Zum Kaffee dann ein als Fußball getarnter Berliner gefällig? Beim Schlachter kann ich eine echte WM-Grillwurst kaufen. Ich kann es auch lassen, aber klar ist: die Wirtschaft dürfte kräftig angekurbelt werden. Denn neben Fanartikeln bewerben die neuen Helden der Nation in bunter Abwechslung Chips, Autos, Deo, Schokocreme und sonstige must-have-Artikel. Auch die TV-Anbieter unterbieten sich seit geraumer Zeit derart, dass selbst hartgesottene Nichtkäufer der Versuchung erliegen. 

Trotzdem fragt das Wirtschaftsmagazin „Handelsblatt“ besorgt, ob die WM die Wirtschaft lähme – angesichts der eben beschriebenen Auswüchse für mich eigentlich nicht nachvollziehbar. Doch wie beruhigend die Antwort: nein, tut sie nicht, und das, obwohl VW und BMW die komplette Spätschicht ausfallen lässt, damit die Arbeiter die deutsche Elf mit anfeuern können. BMW lässt übrigens im August nacharbeiten, und der Nationalelfsponsor Mercedes überdenkt noch, ob Schichten geändert werden. 

Fakt ist: die deutsche Nation scheint ziemlich vereint zu sein in der rauschhaften Begeisterung für den Fußballsport, wie der Duden das Fußballfieber nüchtern umschreibt. Die paar Wenigen, die sich beharrlich widersetzen, schlendern scheinbar glücklich in menschenleeren Supermärkten und Baumärkten, müssen sich allerdings mit mürrischen Verkäufern abgeben. Oder sie gehen an Orte, die völlig uneigennützig für fußballübertragungsfreie Zonen werben. Es ist ein On-dit, denn ich selbst gucke Fußball.