Paylen Meine erste Begegnung mit Paylen verlief auf Augenhöhe. Ich zupfte versonnen das Unkraut aus meinem Rosenbeet, an einer warmen Mauerecke meines Hauses, als ich hinter mir Geräusche und lautes Schnaufen vernahm. Ich drehte mich um – und erstarrte:  ich blickte sozusagen Nase an Schnauze in ein drahthaariges Hundegesicht. Weglaufen war sinnlos, das war mir sofort klar. Dieser Hund übertraf alle mir bisher bekannten Ausmaße. Die Schnauze mit den zauseligen Barthaaren näherte sich schnüffelnd – ein riesiger nasser Lappen fuhr über mein Gesicht und brachte mich zu Fall. Wie ein hilfloser Käfer lag ich auf dem Rücken und überlegte blitzschnell:  würde solch ein Monsterhund auf „toter Mann“ hereinfallen und von mir ablassen oder sich eher über “feiner Hund, braver Hund“ freuen? Da tönte eine Männerstimme: Oh, hat Paylen Sie erschreckt? Sie brauchen keine Angst zu haben, er mag sie! Ich fragte mich, wie das Riesenvieh mich wohl behandelt hätte, wenn er an mir keinen Gefallen gefunden hätte. 
Dies war der Anfang einer herzlichen Freundschaft. Ich folgte der Wiedergutmachungs-Einladung von Paylens Herrchen in seinen Garten. Paylen erwartete mich schon. Er saß artig auf einem der Gartenstühle, Po auf der Sitzfläche, Vorderpfoten ordentlich nebeneinander auf den Boden gestellt. Der Clou aber war, als Paylens Herrchen uns allen Bier brachte. Und „allen“ ist wörtlich zu nehmen: auch Paylen bekam eine eigene Flasche Bier. Wir sagten Prost, und der kluge Hund schnappte sich seelenruhig seine Flasche, setzte an und trank sie in einem Zug leer. Danach warf er sie auf den Boden und leckte sich genüsslich das Maul. Er griente mich freundlich an, neigte seinen strubbeligen Kopf in meine Richtung. Ich gehörte jetzt offenbar zu seinem Freundeskreis. Auf einen Bruderschaftskuss verzichtete ich dennoch, ich erinnerte mich an unsere Erstbegegnung. 
Wir sahen uns von da an fast täglich. Wenn Paylens Herrchen mit seinem Auto an mir vorbeifuhr, mit dem Hund auf dem Beifahrersitz, wandten beide die Köpfe in schöner Gleichzeitigkeit nach mir und hoben die Pfote respektive die Hand zum Gruß. Auf Spaziergängen sah ich schon von weitem Paylen mit seinem Herrchen: Paylen vorneweg, sein Herrchen an der Leine hinter sich herziehend. Herrchens „keine Angst, er folgt aufs Wort“ schallte schon von weitem, und ich wusste, Paylen hat mal wieder harmlose Spaziergänger erschreckt. 
Nun war Paylen beileibe nicht der einzige Hund im Revier, wenn er auch mit Abstand und ohne jeden Zweifel der größte seiner Spezies war. Und ganz ehrlich: er war so harmlos wie ein Hamster. Na gut, der Vergleich hinkt. Und dennoch, Paylen war ohne Arg: er wollte nur spielen. Dies wussten aber die anderen Hunde nicht, vielleicht waren sie auch ein wenig dümmer als Paylen, der ja immerhin eine gute Flasche Bier zu schätzen wusste. Was ich erzählen möchte: erblickte Paylen von weitem (und er hatte gute Augen!) einen Spielkameraden, und dabei war es egal, ob die vier Pfoten einem Hund, einer Katze oder einem Hasen gehörten, jedenfalls freute Paylen sich auf ein Spielchen. Voller Freude dribbelte er ein, zwei Schritte auf den vermeintlichen Freund zu – und das Chaos begann. Vor allem, wenn an den vier Pfoten noch eine Leine mit einem menschlichen Wesen hing. Dann tönte die Männerstimme: oh, hat Paylen Sie erschreckt? Er tut nix, er will nur spielen! 
Als Paylens Herrchen mit der Zeit begriff, dass weder vier- noch zweibeinige Wesen die Freundschaftsbezeugungen von Paylen schätzten, versuchte er, dies im Vorweg zu stoppen. Aber wie bremst man ein Schlachtschiff von Hund, der sich einfach nur freut und losrennt? Ganz einfach: man sucht sich einen Laternenpfahl, um den man schnell herumrennt, damit die Leine sich herumwickelt. Genial! Als ich Paylens Herrchen das erste Mal um eine Laterne sausen sah, glaubte ich an ein neues Spiel. Allmählich gewöhnte man sich im Dorf an den Anblick: Paylens Herrchen sauste um eine Laterne und wartete, bis der Spielkamerad außer Sicht ist. Und irgendwann gehörten auch die leicht gekrümmten Laternenpfähle mittlerweile zum gewohnten Dorfbild.